Die SPD Landtagsabgeordnete Nina Klinkel und der Fraktionsvorsitzende der SPD Kreistagsfraktion Sebastian Hamann zur Schulentwicklungsplanung des Landkreises
„Verständnisloses Kopfschütteln“ sei die erste Reaktion auf die vorgestellte Schulentwicklungsplanung gewesen, melden sich die SPD Landtagsabgeordnete Nina Klinkel und der Vorsitzende der SPD Kreistagsfraktion, Sebastian Hamann, zu Wort. Und sie kündigen an der vorgestellten Entwicklungsplanung politisch nicht folgen zu können. „Wir können die Ist-Situation so nicht belassen“, sind Klinkel und Hamann überzeugt. Klar ersichtlich aus der Schulentwicklungsplanung sei, dass die Diskussion um eine weitere Realschule Plus nun endgültig ad acta gelegt werden müsse. Sie mache nunmehr aus schulentwicklungsplanerischer Sicht auch keinen Sinn. Sie blieben daher bei ihrer Forderung.
„Wir können doch davon nicht abrücken, wenn wir feststellen, dass es eine Korrelation zwischen den Ablehnungen an der IGS und den steigenden Aufnahmen am Gymnasium gibt. Rund 450 IGS-Plätze kreisweit treffen auf über 800 Schülerinnen und Schüler, die sich anmelden möchten. Abgelehnte Schüler finden dann oftmals ihren Weg ans Gymnasium. Wir nehmen daher beides in den Blick, eben IGS und Gymnasium. – Denn dass wir die bestehenden Gymnasien entlasten müssen, liegt doch bei 10 Zügen in Nieder-Olm, 8 in Ingelheim und insgesamt 12 in Bingen auf der Hand.“
Eine Entlastung müsse auch nicht immer bedeuten, dass man jahrelang auf fix und fertig gebaute Schulgebäude warten müsse. Bis die Gebäude gebaut seien, könne man kurzfristig auf Container ausweichen, wie es Mainz tue.- Auch, wenn das wirklich nur eine Notlösung sein könne.
Bei der Forderung auf eine IGS und ein Gymnasium hofft die SPD indes auf die Unterstützung der anderen Kreistagsfraktionen.
Hamann erklärt: „Jahrelang wurde eine weitere Schule gefordert, jetzt wurde eine Petition eingegeben, die die Fraktionen im Haus mehrheitlich unterstützten. Da kann man jetzt nicht politisch die Hände in den Schoß legen“.
Klinkel wirft den Blick zudem auf die Frage, wohin der Landkreis denn perspektivisch gehen wolle. „Vor Jahren hat sich der Kreis als Schulträger dazu entschlossen, riesige Schulen zu bauen. Die Schulen sind allerdings auf 7-Züge ausgelegt. Eine Klasse 5a, b, c, d, e, f, g, h, i, j wie in Nieder-Olm war zu keinem Zeitpunkt vorstellbar. Und trotz der räumlichen Größe herrscht Mangel an Fachräumen. Aus heutiger Sicht, gerade auch mit Blick auf moderne pädagogische Konzepte mit Lernräumen und Initiativen des Landes wie „Schulen der Zukunft“, sind solche Schulfabriken nicht mehr wünschenswert. Lernen und Schule verändern sich. Dem muss eine Entwicklungsplanung Rechnung tragen“, so Klinkel.
„Wir können weder das Fortführen des Ist-Zustandes und erst Recht nicht die Aussicht, dass es in den nächsten Jahren noch schlimmer werden soll, bevor es dann vielleicht wieder besser werden könnte, nicht folgen. Das können wir nicht vertreten. Nicht vor den Schulen, nicht vor den Eltern und erst Recht nicht vor den Kindern“, stellen beide klar und sehen sich bestätigt in einem Schreiben des Bildungsministers, in dem der auch landesseitig die sehr hohe Nachfrage nach Schulplätzen im Landkreis gesehen werde. Und letztlich gebe auch das Schulgesetz selbst Handlungsspielraum, da es eine Berücksichtigung der lokalen Schulentwicklungsplanung zwar miteinbeziehe, aber bei der Erfassung des schulischen Bedürfnisses nicht als alleinigen Parameter sehe (§91). „Wenn ein Antrag plausibel erscheint, kann die Schulbehörde durchaus auch zu anderen Schlüssen kommen, als der Schulentwicklungsplaner“, hält Hamann fest. In der Praxis erführen Schulentwicklungsplanungen auch Anpassungen, ein Beispiel sei hierfür die Stadt Bingen im Landkreis. Klinkel und Hamann schlagen daher vor, sich weitere Fachmeinungen für die Aufstellung einer Schulentwicklungsplanung einzuholen.