Politik und Schule im Dialog

Ingelheim.   Im Rahmen des alljährlich am 09. November stattfindenden Schulbesuchstages waren die beiden Landtagsabgeordneten für den Wahlkreis 30, Nina Klinkel (SPD) und Thomas Barth (CDU), bei rund 60 Schülerinnen und Schülern der gymnasialen Oberstufe der Integrierten Gesamtschule Kurt Schumacher in Ingelheim zu Gast. 

Nach der Begrüßung durch die Schulleiterin Karin Hantschel und den Sozialkundelehrer Dr. Veit Straßner stellten sich die beiden Kandidaten kurz vor, erläuterten ihren Weg in die Politik und die dahinter stehende Motivation, politische Prozesse aktiv mitgestalten und dadurch für die Menschen im Land etwas bewegen zu können. Im Anschluss daran diskutierten Barth und Klinkel gemeinsam mit den Jugendlichen die Bedeutung des 09. November: 1918 die Ausrufung der Republik, 1923 der Hitler-Putsch, 1938 die Reichspogromnacht und 1989 der Mauerfall. Dieser Tag ist Anlass genug, um sich zu vergegenwärtigen, dass Demokratie keine Selbstverständlichkeit und der 09. November Verpflichtung für uns alle ist, sich politisch zu engagieren und jederzeit für Freiheit, Demokratie und Menschenrecht einzustehen. 

Im weiteren Verlauf der Veranstaltung rückte das politische Tagesgeschehen in den Fokus der Diskussion, bei der die beiden Abgeordneten zu unterschiedlichsten Themen bereitwillig Rede und Antwort standen. Neben der Frage, "was Landtagsabgeordnete so machen", interessierte die Schülerinnen und Schüler auch, wie die etablierten Parteien enttäuschte Wähler wieder zurückgewinnen wollten. Ferner wollten die Schülerinnen und Schüler von ihren Volksvertretern wissen, wie sie zu Energiepolitik, Flüchtlingspolitik und Bildung stünden und wie mit dem Phänomen Populismus umzugehen sei. 

Trotz unterschiedlicher Positionen beim Thema Energie- und Flüchtlingspolitik waren sich beide Abgeordnete darin einig, wie wichtig gute Bildung sei, um junge Menschen gegen Simplifizierungen und populistische Losungen stark zu machen. Gerade in den Zeiten von "fake News", so Barth und Klinkel, sei es wichtiger denn je, Informationen nicht einfach als gegeben hinzunehmen, sondern diese kritisch zu hinterfragen und sich eine eigene Meinung zu bilden. Dies sei für junge Menschen der beste Weg, um sich gegen Verführungen aller Art stark zu machen. 

Schnell war man beim Thema AfD. Beide Abgeordneten berichteten darüber, dass sich seit dem Einzug der AfD in den Landtag die Debattenkultur im Plenum verändert habe und der Ton rauer geworden sei. Politik lebe zwar von Parteienstreit, so Klinkel und Barth, dieser könne durchaus hart in der Sache sein, dürfe aber niemals rechtsstaatliche Prinzipien verletzen. Konsens bestand auch darin, was den Umgang mit der AfD angeht: Ausgrenzen, so Nina Klinkel, sei der falsche Weg, weil dies der Partei ermögliche, in die Märtyrerrolle zu schlüpfen. Vielmehr, ergänzte Thomas Barth, müsse man die AfD mit Argumenten stellen und ihre Politik so ad absurdum führen. 

 

 Interessant fanden die Schülerinnen und Schüler zu hören, dass sich die AfD nicht nur durch polarisierende Redebeiträge in den Plenardebatten, sondern auch durch auffällige inhaltliche Zurückhaltung in den Ausschüssen auszeichne. 

Wie lebhaft und interessant die Diskussion mit den Parlamentariern war, zeigte die Reaktion einer Schülerin der 12. Jahrgangsstufe: "Ich hätte noch stundenlang weiterdiskutieren können.  Man merkte richtig, wie sehr die beiden Politiker für das brennen, was sie tun." Für Sozialkundelehrer Veit Straßner sind "solche Begegnungen für die politische Bildung junger Menschen  von größter Bedeutung. Die sonst sehr abstrakt wirkende Politik bekommt hier Gesichter. Sie wird konkret und greifbar. Zu sehen, wie sehr sich Politiker darum bemühen im Wettstreit unterschiedlicher Interessen Kompromisse und gute Lösungen zu finden, ist das beste Mittel gegen die simplifizierenden Parolen, die derzeigt so oft zu hören sind." 

Auf die Frage einer Schülerin, was denn jeder Einzelne konkret tun könne, betonten Barth und Klinkel einstimmig: "Engagiert Euch! Setzt Euch für das ein, was Euch wichtig ist und was Euch betrifft. Engagiert Euch in Parteien, in Verbänden oder Vereinen. So kann man Gesellschaft gestalten." 

Beide Politiker zeigten sich beeindruckt über das rege Interesse der Schülerinnen und Schüler an ihrer politischen Arbeit, aber auch darüber, wie gut diese für den Schulbesuchstag vorbereitet waren. Beide Politiker bedankten sich für das sehr anregende Gespräch und versprachen, im nächsten Jahr wiederzukommen. 

 

 

Textquelle: Dr. Theodor Kissel; Bildquelle: Lorenz Mackert