"Eine unterschätzte Gesundheitsgefährdung"

Landtagsabgeordnete Klinkel und SPD Ober-Olm diskutieren Fluglärm und Ultrafeinstaub 

 

"48.187 Überflüge, gemessen von der Messstation Ober-Olm des Deutschen Fluglärmdienstes im vergangenen Jahr; ein deutlich über dem Bundesdurchschnitt liegender Bevölkerungsanteil, der vom Fluglärm betroffen ist (RLP: 12,2%; Bund: 6,1%); 8,8 Mio Tote weiltweit durch Luftverschmutzung, davon 120 000 in Deutschland", listet die Landtagsabgeordnete Nina Klinkel (SPD) zu Beginn der Veranstaltung "Lauter Lärm. Ein Ort und die Flugzeuge" auf.

Gemeinsam mit dem lokalen SPD Ortsverein hat die Abgeordnete ein Podium eingeladen, das sich mit den Themen "Fluglärm" und "Ultrafeinstaub" beschäftigt. Nur vier Wochen nach der durch den hessischen Verwaltungsgerichtshof abgelehnten  Klage zur  sogenannten "Südumfliegung" und eine Woche nachdem Forscher des Max-Planck-Instituts für Chemie und der Unimedizin Mainz erschreckende Zahlen zu Feinstaub-Opfern veröffentlichten, diskutieren Landespolitik, Kommunalpolitik und Vertreter der Initiative Fluglärm Mainz e.V. miteinander.

 

Aus Sicht der Landespolitik erinnert Johannes Klomann, Mainzer Landtagsabgeordneter und Fluglärm-Experte der SPD-Fraktion, an Bundesratsinitiativen, bei denen Rheinland-Pfalz oftmals die Unterstützung durch andere Länder fehle und an die fehlenden Eingriffsmöglichkeiten des Landes. "Und eines muss man auch deutlich sagen", hält der Abgeordnete fest: "Es ist völlig unverständlich, dass jeder Radweg Beteiligungsverfahren durchläuft, die Belegung von Flugrouten jedoch nicht. Wir müssen als Parlamentarier immer wieder auf die Thematik aufmerksam machen".

 

Renate Wiedenhöft, Vorsitzende der SPD Ober-Olm und langjährige Beigeordnete der Ortsgemeinde, sowie stellvertretende Fraktionsvorsitzende im VG-Rat Nieder-Olm skizzierte, was man vor Ort gegen die steigende Belastung durch den Flughafenausbau und die Festlegung der Flugrouten, tun kann. "Wir haben erreicht, dass Fluglärm hier kontinuierlich gemessen wird und für jeden Bürger abrufbar ist, mit der VG gingen wir gerichtlich gegen die Südumfliegung vor", listet Wiedenhöft auf. "Wir sind den Fluglärminitiativen für ihr dauerhaftes und fachliches Engagement sehr dankbar und halten es für wichtig, uns gegenseitig zu unterstützen". 

 

Schockierende Zahlen legte Joachim Alt, Ultrafeinstaub-Experte der Initiative Fluglärm Mainz vor. Er blickte auf beide Seiten des Rheins und hielt fest: "Wenn wir festhalten, dass an der Silvesternacht so viel Feinstaub produziert wird, wie in einem Vierteljahr Straßenverkehr, dann müssen wir auch sagen: In Raunheim beispielsweise wird der Grenzwert mehr als 500 Mal überschritten, an manchen Tagen sogar bis zu zehnmal". Fluglärm und Luftverschmutzung verstärkten einander. "Beide Emissionen wirken schädigend auf das Herz-Kreislauf-System. Das ist wissenschaftlich belegt". 

 

Wie es konkret mit der Belastung in Ober-Olm und Rheinhessen aussehe, müssten Messgeräte ermitteln. Alt hatte schon 2015 erste Zahlen vorgelegt. "Aber wir brauchen offizielle Messungen und einen wissenschaftlichen Umgang mit den Ergebnissen", fordert er und wird hierbei von Wiedenhöft unterstützt. "Wir brauchen ein Messgerät. Die Gemeinde hat überfraktionell beschlossen, Gelder bereitzustellen. Nun geht es nur weiter mit Unterstützung in der Ausfinanzierung. Hier könnten sich mehrere Kommunen zusammentun." Dass die Politik hier gefragt sei, ist Konsens. "Wir werden die Thematik mit nach Mainz nehmen und dem Umweltministerium vorlegen", so Klinkel und Klomann.