"Im Ingelheimer Wald ist die Welt noch in Ordnung"

Landtagsabgeordnete Klinkel besucht Stadtwald Ingelheim zum Thema "Waldschutz"

 

Windwurf, Pilze, Trockenheit, Schädlinge: Auch der Ingelheimer Wald blieb von Kalamitäten der letzten Jahre nicht verschont. Der Klimawandel sorgt für wärmere Temperaturen, längere Trockenzeiten und häufigere Stürme und macht dem Wald zu schaffen. – Und er begünstigt Schädlinge. Einer, der Buchdrucker, eine Borkenkäferart, macht sich in diesem Jahr über die Fichten her, dem beliebtesten Baum in deutschen Wäldern. 

  Um sich über die aktuelle Situation vor Ort zu informieren, mit Förstern zu sprechen und zu hinterfragen, ob die Maßnahmen der Landesregierung für den Wald ankommen, macht sich die Landtagsabgeordnete Nina Klinkel (SPD) in ihrem Wahlkreis auf „Wald-Tour“. Der erste Stopp lag hierbei im rund 1.200 ha großen Ingelheimer Stadtwald, wo sie sich mit Revierförster Florian Diehl und Michael Stammnitz, Mitglied des Werksausschusses Stadtwald Ingelheim (SPD) zum Gespräch und Rundgang traf.

 

„Im Ingelheimer Wald ist die Welt soweit noch in Ordnung“, beruhigt Revierförster Diehl als erstes.

 „Er ist kein Vorzeigebeispiel für die immensen Schäden, die der Buchdrucker anrichtet. Das liegt vor allem daran, dass wir bereits in den 1980er Jahren mit der Umstellung des Waldes begonnen haben.“ Die verbreitete Monokultur Fichte wurde ersetzt durch einen gesunden Mischwald. Heute sind reine Fichtenanlagen im Ingelheimer Stadtwald eine Ausnahme. So bereichern heute beispielsweise Eiche, Ahorn, Douglasie und Birken in bunter Mischung das Bild und die Biodiversität im Ingelheimer Wald. „Mit dem Resultat, dass auch die Schäden des Buchdruckers sich im Rahmen halten“, erklärt Diehl. Wo er aber zu finden ist, zeigt Diehl dann in einem der letzten Monokulturbereiche: Der Boden ist bedeckt von grünen Fichtennadeln und die Rinde ist an einigen Baumindividuen bereits abgefallen. Unter der noch vorhandenen Rinde tummeln sich Käfer und Larven. Nun gilt es, zügig zu handeln. „Bis Ende der Woche müssen die raus“, bescheidet der Förster. Und da der Käfer, der sich fliegend verbreitet, nicht nur die bereits eindeutig erkennbaren Bäume befallen hat, sondern auch die umherstehenden. Rund 30 Fichten sind es wohl, die gefällt werden und den Wald möglichst schnell verlassen müssen. Jeder der Bäume ist rund 50 Jahre alt. Ersetzt werden sie durch andere, verschiedene Arten.

 

„Die SPD geführte Landesregierung stellt 2019 und 2020 für Kommunal- und Privatwaldbesitzer zusätzliche Fördermittel in Höhe von 3,5 Millionen Euro zur Verfügung“, erläutert Klinkel eine der vom Land ergriffenen Maßnahmen. Diese zusätzlichen Fördermittel seien Bestandteil des „Sofortprogramms Borkenkäferschäden“. „Akute Hilfe ist natürlich wichtig“, hält Klinkel fest. „Aber letztlich müssen Maßnahmenpakete für die Zukunft ergriffen werden“. Der Ingelheimer Wald sei ein gutes Beispiel für den Schutz eines ganzen Ökosystems, bei dem Maßnahme in Maßnahme greift. „Es ist quasi ein Komplettpaket der Nachhaltigkeit, das dem Wald jetzt hilft“, so Klinkel. Der Umbau zu Mischwäldern, die Durchführung von biotopverbessernden Maßnahmen, auch zur Schaffung eines Nahrungsangebots für das heimische Wild zur Reduzierung der Wald-Wild-Schäden, sowie ein bereits in den 1990ern geändertes Jagdkonzept, das den Grundsatz "Wald vor Wild" umsetzte und zu einer Reduzierung der Wildbestände führte, seien gute Beispiele für ein auf Stabilität ausgerichtetes Waldmanagement.

 

„Was heute öffentlichkeitswirksam gefordert wird, setzen wir schon seit Generationen“, erklärt Diehl und macht klar, was er von Forderungen wie „Vier Millionen Bäume für vier Millionen Rheinland-Pfälzer“ hält. „Das ist wenig zielführend und reichlich populistisch. Im Rahmen ordnungsgemäßer Waldbewirtschaftung erfüllen wir, die Förster und Waldbesitzer, diese Forderungen ohnehin. Es ist viel sinnvoller, kleinstandörtliche Waldentwicklung zu begleiten und im Bedarfsfall zu unterstützen, also dabei zu helfen, standortgerechte Baumarten auf Fehlstellen aufzubringen. Wir brauchen Konzepte. Keinen Aktionismus“, so Diehl abschließend.